Private Krankenversicherung – Erste Klasse Ticket oder sinnlose Zusatzkosten?
Hierzulande haben 35% der Bevölkerung laut Informationen des Versicherungsverband Österreich eine Form von privater Zusatz-Krankenversicherung abgeschlossen. Doch was bedeutet es eigentlich eine private Krankenversicherung zu haben und wovon profitiert man wirklich im Falle einer behandlungsbedürftigen Krankheit?
Prinzipiell unterscheiden alle Versicherungsanbieter (derzeit 8 in Österreich) zwischen grundsätzlichen Leistungsmodulen die hier kurz dargestellt sind:
- ambulanter Wahl-/Privatarzt Tarif: Hier werden Kosten die beim Besuch eines Wahl-/Privatarztes entstehen ersetzt. Zuzüglich sind in den meisten Verträgen auch Pauschalen für ambulante Heilbehandlungen (Physiotherapie, Orthopädietechnik, Heilmassagen, Psychotherapie, …) enthalten.
- stationärer Tarif: Hier werden die Kosten für die stationäre Behandlung in einer Privatklinik oder auch in Privatzimmern eines öffentlichen Krankenhauses übernommen (je nach Vertrag in Ein- oder Zweibettzimmern).
- Zusatzleistungen: Hier können Zusatzleistungen wie z.B. ein fixer Tagegeldsatz der bei Spitalsaufenthalt als Entschädigung des Einkommensverlustes ausbezahlt wird vereinbart werden.
Welche Nachteile bietet eine private Zusatzversicherung?
Je nach Versicherungsmodell, Alter und Vorerkrankungen sind Kosten von 70-350.- / Monat einzukalkulieren die regelmäßig schlagend werden. Leistungen werden oft erst sehr langfristig konsumiert und stehen Anfangs manchmal nicht in Relation zu den Kosten.
Welche Vorteile bietet eine private Zusatzversicherung?
Im ambulanten Bereich sind viele Spezialisten ausschliesslich als Wahl-/Privatarzt in den Ordinationen tätig. Gegen die Leistung des Ordinationshonorars (meist 100-200.-) erkauft man sich viel Zeit und kann erwarten daß sich der Arzt sehr detailliert mit den Problemen des Patienten auseinander setzt. Zudem stehen dem Wahl-/Privatarzt auch Behandlungsmethoden zur Verfügung die ein Vertragsarzt mit den gesetzlichen Krankenkassen nicht oder nur unzureichend anbieten darf (z.B. Stosswellentherapie, MRT Untersuchungen).
Im stationären Bereich ist mit einer Zusatzversicherung die Möglichkeit einer Behandlung in einer Privatklinik AUSSCHLIESSLICH durch den vertrauten Arzt möglich (in öffentlichen Krankenhäusern hat der Patienten grundsätzlich keinen Anspruch auf Arztwahl). Neben dem vielzitierten „Hotelservice“ mancher privater Einrichtungen kommt Privatpatienten vor allem ein äußerst kundenfreundliches Terminmanagement entgegen. Für manchen Operationen (z.B. Knieprothese) ist es hier möglich innerhalb weniger Wochen einen Termin zu bekommen (durchschnittliche Wartezeit in öffentlichen Krankenhäusern beträgt dafür derzeit etwa 10-12 Monate).
Welche Fallen beinhalten manche private Zusatzversicherungen?
Manche Versicherungsanbieter ködern Patienten mit billigen Prämien und schränken im Gegenzug stationäre Leistungen auf wenige Bundesländer ein (z.B. Bgld./Stmk./NÖ). Nachdem es in diesen ländlichen Regionen kaum Privatkliniken gibt, werden viele Spezialbehandlungen nicht erstattet. Man ist also trotzt jahrelanger Prämienzahlung vielfach erst wieder auf das träge und schlecht gesteuerte öffentliche Gesundheitssystem angewiesen.
Ein anderer Trick sind sogenannte Tagegeldprämien für den Verzicht der Inanspruchnahme der Privatversicherung im Behandlungsfall. Hier treten Versicherungen ihre Leitungspflicht für einen Bruchteil der Kosten ab, die im jeweiligen Fall für die Versicherung entstehen würden und speisen den Patenten mit einem Bagatellbetrag ab.
Zusammenfassend halte ich den Abschluss einer privaten Krankenversicherung vor allem für den stationären Bereich in jungen Jahren für sinnvoll. Gerade bei stationären Behandlungen klafft der Bedarf und das Angebot in öffentlichen Einrichtungen weit auseinander. Dies wird sich in den nächsten Jahren aufgrund fehlender durchgreifender Gesundheitsreformen durch die Politik kaum verbessern. Im ambulanten Bereich kann man sich durchaus die Frage stellen regelmäßig ein wenig Geld anzusparen und bei Bedarf einzelne Konsultationen beim Spezialisten damit zu bezahlen. Damit wäre eine private Zusatzversicherung unnötig. Legt man aber auf regelmäßige ausführliche Beratung in entspannter Atmosphäre beim Spezialisten seiner Wahl Wert, ist auch hier der Abschluss einer privaten Krankenversicherung zu empfehlen.
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